Bambus ist allseitig vor allem als eine besondere ostasiatische Pflanze bekannt. Er wird aber auch als ein wertvolles Material sehr geschätzt.
Der schnellwüchsige Bambus kann an einem Tag bis zu 1,20 Meter wachsen. Dies entspricht einem Wachstum von 1 Millimeter pro Minute – ein konzentrierter Betrachter kann ihm also tatsächlich beim Wachsen zusehen. In Nanxiang, einem Stadtteil von Shanghai, kann man in einem Garten fast alle Sorten von Bambus kennenlernen und bewundern. In Abb. 1 ist ein Bambushain in diesem Garten gezeigt.
Abb. 1 Bambushain Abb. 2 Bau eine Gerüstes aus Bambus
Nach der botanischen Definition gehört der Bambus zur Familie der Gräser, wie Weizen, Mais und die meisten Wiesenpflanzen. Deshalb ist es folgerichtig, den Stengel als „Halm“ zu nennen, selbst wenn er rohrförmig aufgebaut ist.
Die Bezeichnungen werden Halme und Rohre zur Unterscheidung dünner und dicker (ab 30 mm Durchmesser) Bambuspflanzen genutzt. Von Stäben wird gesprochen, wenn Bambus als Konstruktionsmaterial zum Einsatz kommt. Der Bambushalm ist durch Nodien (flache, feste Knoten) unterteilt. Die Nodien erhöhen die Knickstabilität der Halme und wirken ihrem Aufspalten entgegen.
Von großer Bedeutung ist die glatte, lackähnliche Oberfläche des Bambus. Sie ist wasserabweisend und feuerhemmend. Eine Schutzbehandlung der Oberfläche ist nicht nötig. In der äußersten Rindenschicht verlaufen in Längsrichtung parallel zum Halm hochelastische Fasern, die eine ebenso hohe Reißfestigkeit aufweisen wie Stahl. Bei der Bearbeitung der Halme ist es entscheidend, diese effiziente Rindenschicht zu schützen und sie vor Ausfranzen und Abriss zu bewahren.
Das darunter liegende Holz des Bambus ist in seiner Härte und Druckfestigkeit mit Eichenholz vergleichbar. Dies macht sich bei der Bearbeitung schnell bemerkbar. Man soll eher mit Stahlbohrern und -sägen als mit üblichen Holzwerkzeugen arbeiten.
Abb. 3 Dampfkorb und Stäbchen aus Bambus Abb. 4 Schrift in einem Bambusgarten
Bambus ist ein bedeutender, schnell nachwachsender Roh- und Werkstoff, der eine ausgezeichnete Ökobilanz hat. Keine andere Pflanze produziert in so kurzer Zeit so viel Biomasse wie der Bambus. Vor allem in Asien hat er große ökologische, ökonomische und kulturelle Bedeutung; für Milliarden Menschen bilden Bambus und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten eine Lebensgrundlage.
Das Spektrum der Anwendungen reicht dabei von der Verwendung als Nahrungsmittel über die Nutzung als Baumaterial für den Möbel- und Hausbau. Abb. 2 zeigt Einsatz von Bambus für einen Baugerüst (aufgenommen in Shanghai). Weitere Anwendung findet Bambus in der Produktion von Textilien und Haushaltsgegenständen. Ein Beispiel dafür sind Dampfkorb für gedämpfte Teigtaschen und Essstäbchen (Abb. 3). Pflanzenauszüge (Bambusmilch) werden bei der Herstellung von Kosmetik- und Pflegeprodukten genutzt. Auch energetisch wird Bambus verwendet, beispielsweise in Form von Bambuspellets oder Bambus-Holzkohle.
Im Nanxiang-Garten ist auf einem Stein die Schrift: „Bambusse sind Freunde“ zu lesen (Abb. 4). Besser könnte man das hervorragende Material nicht bezeichnen.<<
Alle Fotos von Bozena Arnold - aufgenommen in Shanghai