Werkstoffe am Handgelenk

Aus welchem Werkstoff ist Ihre Armbanduhr angefertigt? Wahrscheinlich aus Edelstahl, dem am häufigsten dafür verwendeten Material. Die Herrenuhr in Abb. 1a sieht wie eine Stahluhr aus, sie ist jedoch aus Titan. Immer öfter gehen die Uhrenhersteller ungewöhnliche Wege und verwenden verschiedene Materialien für ihre Uhren.

                                                                             Abb.1 Armbanduhren aus Titan (Fotos von Bozena Arnold)

Stahl für Armbanduhren

Die meisten Armbanduhren sind aus Edelstahl; genauer gesagt aus einem korrosionsbeständigen austenitischen Stahl. Relativ günstig, gut zu verarbeiten, polierfähig, hart und korrosionsbeständig. Edelstahl ist das übliche Material, das Uhrenhersteller für Gehäuse und Armband wählen. Die typische Sorte ist der Chrom-Nickel-Stahl mit der europäischen Werkstoffnummer 1.4404 und dem Kurznamen X2CrNiMo17-12-2. Aber auch andere Werkstoffe eigen sich gut für Uhren und sind in mancher Hinsicht sogar dem Edelstahl überlegen.

Titan für Armbanduhren

Titan ist so ein Werkstoff und Titanuhren bilden eine immer größer werdende Gruppe. Das Metall hat viele gute Eigenschaften. Vor allem es ist leicht. Mit einer Dichte von 4,5 g/cm³ ist Titan bei gleichem Volumen um 42% leichter als Edelstahl. Dadurch wiegen Titanuhren weniger, große Modelle liegen leichter am Handgelenk.

Die in Abb. 1 dargestellte Herrenuhr ist nur 124 g schwer, also eher leicht. Vor allem Sportuhren werden daher aus Titan hergestellt. Ein weiterer Vorteil von Titan ist seine Eignung für Allergiker. Diese einzigartige Kombination seiner Eigenschaften aus geringer Dichte, guter Festigkeit und guter Korrosionsbeständigkeit macht das Titan nicht nur für Uhren so geeignet.

Die Uhrenindustrie entdeckte das Metall in den 1980er Jahren für sich. Heute bieten viele Marken klassisch metallic-graue Titangehäuse an. Diese stahlähnliche Farbe wird bei Titanuhren bevorzugt, insbesondere für Herrenuhren.

Titan kann farbanodisiert werden und dadurch viele sehr schöne Farben erhalten. Für Damenuhren wird diese Möglichkeit genutzt, oft um einer Uhr das goldähnliche Aussehen zu verleihen. Allerdings ist die Herstellung von Titan aufwändig und teuer. Auch die Bearbeitung ist kompliziert. Werkzeuge nutzen sich aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit schneller ab. Dies spiegelt sich in den Preisen von Titanuhren wieder.

Mehr über korrosionsbeständige Stähle und Titan können Sie unter unseren Links: Korrosionsbeständige Stähle und Titan lesen.

Keramik für Armbanduhren

Ein weiteres ungewöhnliches Material für die Uhren ist Keramik. Keramische Werkstoffe sind deutlich härter als Edelstahl oder als Titan und dadurch auch extrem kratzest. Auch noch nach Jahren des Tragens sieht eine Keramikuhr aus wie am ersten Tag. Außerdem sind diese Uhren auch für Allergiker geeignet.

Vor allem der Uhrenhersteller Rado hat sich seit 1987 Keramik als Material für seine Uhren verschrieben. Er stellt Gehäuse und Armband gleichermaßen aus dem Werkstoff her. Eine Spezialität von Rado sind silbrig schimmernde Uhren aus Plasmakeramik, die aus geschmolzenem Pulver mithilfe eines speziellen Plasmabrenners bei sehr hohen Temperaturen entsteht.

Nochmals Stahl 

Neben dem klassischen Edelstahl werden Uhren auch aus ganz anderen Stählen angefertigt. Zum Beispiel Taucheruhren aus U-Boot-Stahl. Der Stahl wurde von ThyssenKrupp für die Außenhüllen der weltweit modernsten nichtnuklearen U-Boote entwickelt. Der Vorteil des Stahls für die Taucheruhren ist seine Seewasserbeständigkeit. Eine gewöhnliche Stahluhr sollte nach jedem Kontakt mit Seewasser abgespült werden. Sonst könnten die Uhren anfangen zu rosten. Der U-Boot-Stahl ist hingegen völlig resistent gegen dauerhaften Seewasserkontakt. Außerdem ist er extrem hart. Eine Uhr, in der der Stahl von ThyssenKrupp zum Einsatz kommt, ist die offizielle Taucheruhr der maritimen Spezialeinheit GSG 9.

Und noch ein ganz ungewöhnlicher Stahl für Uhren: Damaszener Stahl. Dieser berühmte Stahl ist im Alltag eigentlich eher in der Küche zu Hause als am Handgelenk. Er wird gerne für Messer verwendet und zeichnet sich durch das charakteristische Muster aus geschwungenen Linien aus. Der Uhrenhersteller Sinn hat aus Damaszener Stahl eine limitierte Uhr mit dem Namen 1800 S Damaszener gefertigt. Damit die Maserung voll zur Geltung kommt, werden das Zifferblatt und das Gehäuse aus einem ganzen Stahlblock gefräst.

Ungewöhnliche Materialien für Armbanduhren

Zum Schluss noch zwei für Uhren äußerst ungewöhnliche Materialien: Saphirglas und Silizium.

Das harte und kratzfeste Saphirglas ist zwar einer der Basiswerkstoffe beim Uhrenbau, jedoch nur für Zifferblätter. Der Hersteller Richard Mille hat zehn Uhren gebaut, bei denen auch das Gehäuse aus Saphirglas besteht. Dank der Materialtransparenz ist natürlich auch das Uhrenwerk von allen Seiten zu bewundern.

Silizium gewinnt in der Uhrenbranche immer mehr an Bedeutung. Der Grund: Es ist unmagnetisch und verhindert damit, dass die Ganggenauigkeit der Uhr von Magnetfelder gestört wird. Weitere Vorteile des Halbmetalls sind, dass es doppelt so leicht wie Titan und gleichzeitig viermal härter ist. Die Verarbeitung ist aber nicht einfach. Allerdings wird Silizium vor allem im Inneren der Uhr verbaut.

Der Uhrenhersteller Roger Dubuis baute drei limitierte Uhren mit einem ganzen Gehäuse aus Silizium. Am Rande gesagt: Die Preise für die aparten Saphirglas- und Silizumuhren liegen im sieben- bzw. sechsstelligen Bereich.
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