Glas und Christbaumkugeln

Schon mehr als 160 Jahre erfreuen wir uns in der Advents- und Weihnachtszeit an den gläsernen Kugeln und Fabelwesen. Sie sind voller Farben und glänzen so schön. Und Glas ist dafür das perfekte Material. Aber warum eigentlich? Man könnte hier viele Gründe nennen. Beginnend damit, dass angeblich ein Glasbläser die Idee hatte, die bunten Christbaumkugeln aus Glas herzustellen. Den gläsernen Christbaumschmuck kennen wir seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zuerst wurde er vor allem durch Heimarbeiter in Thüringen angefertigt. Einer Legende zufolge stammt die Idee, farbige Kugeln aus Glas für den Christbaum herzustellen, von einem armen Lauschaer Glasbläser, der die teuren Walnüsse und Äpfel nicht leisten konnte. Belegen lässt sich diese Geschichte nicht; das Rohmaterial musste in jedem Fall von einer Glashütte bezogen werden und war jedenfalls nicht umsonst.
Eine andere Antwort lautet, dass wir Glas (s. dazu Glas) schon sehr lange kennen und die natürlichen Rohstoffe in großen Mengen vorhanden sind. Der entscheidende Grund ist aber, dass Glas sich leicht zu vielen verschiedenen Formen verarbeiten lässt. Somit werden jedes Jahr Unmengen von wunderschönem Christbaumschmuck hergestellt.
Die Geschichte einer Weihnachtskugel beginnt in einer Flamme von 800°C, in der ein Glasrohling erhitzt wird. Die heiße Luft, die dabei entsteht, wird über eine Entlüftung abgesaugt. Der erhitzte Rohling wird dann vom Glasbläser, in der Massenproduktion von einer Maschine, zu einer Kugel oder zu einer beliebigen Form geblasen. Damit die Kugeln eine einheitliche Größe bekommen, nutzt der Glasbläser eine Art Schablone meist aus Holz, die eine genaue Abmessung ermöglicht. Haben die Kugeln oder die Fabelwesen die richtige Form und Größe erreicht, geht es an die Veredelung. Die Kugeln werden mit einer Lösung unter anderem aus Silbernitrat gefüllt. Danach erscheinen die Kugeln nicht mehr durchsichtig, sondern verspiegelt. Damit die Kugeln durch verschiedene Farben glänzen können, werden sie in Lackfarbe getaucht. Damit eine gleichmäßige Verteilung der Farbe gewährleistet wird, muss die Kugel bei diesem Arbeitsschritt, gedreht werden. Für die Verzierungen werden zusätzlich Materialien wie Leim, Gold- und Silberstaub verwendet. Mit dem Leim werden hauchdünne Muster auf die Kugeln aufgetragen. Noch bevor der Leim trocknet, lässt man den Gold- oder Silberstaub über die Kugeln rieseln und dieser bleibt dann auf den Leimspuren kleben. Wenn eine Christbaumkugel fertig verziert ist, wird der Kugelhals mit einer besonders scharfen Kreissäge entfernt. Zuletzt wird auf den gekürzten Kugelhals ein Verschluss aufgebracht. Dieser besteht meist aus Blech und ermöglicht die Befestigung der Kugel am Weihnachtsbaum.
Zunächst waren die Thüringer Hersteller konkurrenzlos. Doch vor dem 1. Weltkrieg stieg eine Wiener Firma in das Geschäft ein, und ab den 1920er Jahren gab es weitere Hersteller von Glasschmuck im damaligen Böhmen, in Polen und auch in den Vereinigten Staaten. Seit den 1950er Jahren kamen zunehmend Kugeln aus Kunststoff in Mode, die weniger zerbrechlich waren. In der Glasbläserstadt Lauscha wird heute noch in traditioneller Handwerkskunst der gläserne Christbaumschmuck hergestellt. Heute bieten alle großen Einzelhändler sowie die Weihnachtsmärkte eine große Auswahl von Christbaumschmuck in unterschiedlichstem Design an.
Und unter einem geschmückten Weihnachtsbaum finden wir Geschenke. Ist es nicht schön? Wir wollen den Christbaumschmuck niemals vermissen.<<