Linoleum

    Linoleum ist ein biobasiertes Material, das heute wieder gerne verwendet wird. Rohstoffe fürs Linoleum liefern Pflanzen, Bäume und Mineralien. Fast alle Rohstoffe sind erneuerbar und damit ist Linoleum ein echtes Naturprodukt, das sich noch dazu als besonders langlebig, robust, zeitlos und recycelbar erweist. In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Ressourcenknappheit sind solche Eigenschaften von großer Bedeutung. Und Linoleum blickt bereits auf eine mehr als 100 jährige Tradition zurück.                       

    Einordnung als Werkstoff

    Werkstofftechnisch gesehen zählt Linoleum zu den faserverstärkten Kunststoffen und wurde 1860 von dem englischen Chemiker Frederick Walton entwickelt. Der Name setzt sich zusammen aus den lateinischen Begriffen linum (Lein) und oleum (Öl) und verweist auf das Leinöl, das neben Korkmehl und Jutegewebe der wichtigste Grundstoff für das Material ist.

                      Abb. 1 Anwendungsbeispiele für Linoleum a) Bodenbeleg, b) schwarzer Belag eines Schreibtisches 

    Linoleum ist eine ziemlich komplexe Mischung vieler Materialien. Es besteht hauptsächlich aus oxidativ polymerisiertem Leinöl (Linoxin), Naturharzen (Kolophonium, Copal und ersatzweise Dammar), Kork- oder Holzmehl, Kalksteinpulver, Titan(IV)-oxid als Weißpigment, Farbstoffen und einem Jutegewebe als Trägerschicht. Alternativ zum Leinöl wird heute auch Sojaöl verwendet, zudem können je nach Hersteller und Zeitpunkt der Herstellung auch Anteile von Kautschuk oder Kunststoffen enthalten sein. Die Festigkeit wird allein durch das oxidierte Öl erreicht, die Zusatzstoffe dienen nur der Veränderung der spezifischen Eigenschaften.

    Herstellung und Eigenschaften von Linoleum

    Linoleum wird in einem mehrstufigen, zeit- und arbeitsaufwendigen Verfahren hergestellt. Das Linoxin und die Harze sind die Bindemittel und machen als Linoleumzement etwa 40 % der Gesamtmasse aus, 60 % entfallen auf organische (Holz-, Korkmehl) und anorganische (Kalksteinpulver, Pigmente) Füllmittel. Das Trägermaterial, im Regelfall Jutegewebe (früher Segeltuch), bildet mit nur etwa einem Prozent den geringsten Teil der Gesamtmasse.

    Hauptvorteil des Linoleums ist seine Widerstandsfähigkeit gegen mechanische und chemische Beanspruchungen. Verformungen (Druckstellen) die durch hohe Belastungen entstehen, bilden sich nach einiger Zeit fast vollständig zurück. Linoleum kann als schwer entflammbar bzw. normal entflammbar eingestuft werden. Des Weiteren ist Linoleum beständig gegenüber einer ganzen Reihe Chemikalien. Dazu gehören zum Beispiel Benzin, Ethanol, Öle, sowie die meisten waschaktiven Substanzen. Dagegen ist das Material sehr empfindlich gegen Alkalien mit einem hohen pH-Wert wie zum Beispiel Seife oder Ammoniak.

    Linoleum ist antistatisch, leicht fungizid und bakteriostatisch (hemmt also Bakterien-Wachstum). Ursache ist die permanente Emission geringer Mengen verschiedener Aldehyde, die aus der praktisch nie endenden Leinöl-Selbstoxidation an der Luft stammen oder Reste der Oxidationsreaktion im Herstellungsprozess („Reifeprozess“) sind.

    Anwendung von Linoleum

    Linoleum dient vor allem zur Fertigung elastischer Bodenbeläge (Abb. 1a) sowie als Druckplatte beim Linolschnittverfahren in der bildenden Kunst. Weitgehend historisch ist seine Verwendung für Tapeten. Vereinzelt wird es auch als Belag für Möbelstücke (Tische, Schränke, Pinnwände) gebraucht. Eine solche Anwendung ist in Abb. 1b zu sehen. Der abgebildete Belag zeichnet sich durch eine sehr angenehme Haptik aus und zeigt nach mehreren Jahren keine Spuren der Abnutzung.

    Linoleum wird auch für verschiedene Spezialanwendungen produziert. So beispielsweise für Bereiche, in denen mit elektrosensiblen Bauteilen gearbeitet wird. Hierbei muss ein Bodenbelag keine elektrostatische Aufladung ermöglichen und entsprechend leitfähig sein. Auch Räume mit hoher Explosionsgefahr wie für die Feuerwerksherstellung erfordern elektrisch leitfähige Fußböden, um keine Zündung durch elektrostatische Aufladungen zu provozieren. Das Linoleum wird hier auf einem Ableitsystem mit Kupferbändern verlegt.

    Eine weitere Spezialanforderung ist verstärkte Schall- und Trittschallreduzierung. Diese wird durch Zusatzstoffe im Bodenbelag (weichfedernder Bodenbelag) oder einen speziellen Untergrund (schwimmender Estrich) erreicht. Hochstrapazierfähiges Linoleum ist insbesondere in Turnhallen zu finden.

    Da Linoleum vollständig recycelbar ist, kann es wiederverwertet werden. Seine natürlichen Inhaltsstoffe stellen keinerlei Gesundheitsrisiken dar. Das biobasierte Linoleum soll viel öfter verwendet werden.<<

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      Quelle: ingenieur.de, Okt. 2023



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